Die Welt der Luxusuhren steckt voller Geheimnisse, Mythen und Legenden. Viele davon sind Neulingen in der Uhrenwelt kaum oder gar nicht bekannt. Weiterhin sind viele für sicher gehaltene Fakten oft nicht sehr nah an der Wahrheit dran.
Wie aber erkennt man, ob ein Fakt nun Wahrheit oder Fiktion ist? Immerhin haben auch Halbwahrheiten und Mythen oft einen wahren Kern, oder?
In den Uhrenbüchern von Uhrenwiki.com finden Sie zahlreiche Erklärungen, Richtigstellungen und brandneue Entdeckungen über die Historie der Uhrenmarken, Modelle und Uhrenindustrie.
In diesem Beitrag finden Sie 10 exemplarische Fakten und Geheimnisse aus dem Bestseller-Buch „Luxusuhren – Geheimnisse, Geschichten & Legenden“ von Dominik Josef Hofrichter.
I.
Die ersten tragbaren Uhren wurden in Deutschland produziert. Ovale Taschenuhren wurden bereits gegen 1550 in Süddeutschland hergestellt. Noch frühere tragbare Uhren (ab etwa 1510) waren eher zylinderförmige Kästchen, oft auch in Zapfenform. Die als „Nürnberger Eier“ bekannten frühen Taschenuhren in ovaler Form werden regelmäßig dem Uhrmacher Peter Henlein aus Nürnberg zugeschrieben, allerdings hat die moderne Forschung nachgewiesen, dass vergleichbare Uhren erst nach Henleins Tod 1542 auftauchten. Unbestritten ist hingegen, dass Peter Henlein bereits technisch ausgefeilte und am Körper tragbare Uhren konstruierte, die über eine Gangreserve von rund 40 Stunden verfügten – noch rund 100 Jahre später war man in Frankreich noch nicht einmal bei 20 Stunden Gangautonomie für tragbare Uhren angekommen.
II.
Wer sich für Uhren aus dem 2. Weltkrieg begeistert, der sollte beim Umgang mit den Zeitmessern Vorsicht walten lassen. Die Armbanduhren aus dieser Zeit verfügen im Regelfall über Radium als Leuchtmittel – einen stark strahlenden Alpha-Strahler. Ist die Uhr in makellosem Zustand, so ist die Alpha-Strahlung kein Problem – sie durchdringt nicht einmal das Plexiglas. Die Uhr sollte jedoch unter keinen Umständen selbst geöffnet werden und bei Beschädigungen am Glas oder am Gehäuse sollte dringend ein Uhrmacher aufgesucht werden. Die Halbwertszeit von Radium beträgt rund 1.600 Jahre – damit strahlen Zifferblatt und Zeiger heute praktisch noch genau so stark wie vor 70 Jahren.
III.
Die Begriffe „Gangautonomie“ und „Gangreserve“ werden heute in der Regel falsch verwendet. Im Volksmund bezeichnen heute beide Begriffe die maximale Gangzeit einer mechanischen Uhr bei Vollaufzug. Tatsächlich haben die Begriffe aber eine unterschiedliche Bedeutung: Unter „Gangautonomie“ versteht man die komplette Gangzeit eines Uhrwerks bei Vollaufzug, während „Gangreserve“ lediglich den Teil der Gangautonomie meint, der nach einem regulären Trageturnus (24 Stunden) noch zur Verfügung steht. Eine Uhr mit 40 Stunden Gangautonomie hat also streng genommen eine Gangreserve von ca. 16 Stunden.
IV.
Audemars Piguet war der erste Hersteller von luxuriösen Armbanduhren aus Edelstahl. Im Jahr 1972 wurde die „Royal Oak“ (benannt nach einem Segelschiff der britischen Flotte) nach dem Konzept des berühmten Uhrendesigners „Gerald Genta“ als erste Stahl-Luxusuhr eingeführt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Luxusuhren ausschließlich in 14kt oder 18kt Gold gefertigt worden. Mit der Einführung dieser Modellreihe legte die Marke aus Le Brassus den Grundstein für den bis heute anhaltenden Siegeszug von Stahl-Luxusuhren auf der ganzen Welt.
V.
Zu den wichtigsten Meilensteinen von Carl F. Bucherer gehört der periphere Rotor, der im Kaliber CFB A1000 im Jahr 2008 vorgestellt wurde. Der Aufzugsrotor des Automatikwerks ist nicht mehr über die gesamte Rückseite des Uhrwerks angebracht, sondern es handelt sich nur noch um einen dünnen Ring am äußeren Rand des Uhrwerks, sodass das Kaliber äußerlich auf den ersten Blick einer Hammerautomatik ähnelt. Diese Rotor-Konstruktion wurde schon 1964 und 1968 von Patek Philippe patentiert. Das CFB A1000 Uhrwerk war gleichzeitig das erste Manufakturkaliber von Carl F. Bucherer.
VI.
Einige bedeutende Innovationen in der Uhrmacherei gehen auf Chronoswiss zurück. Im Jahr 1995 stellte Chronoswiss mit der „Opus“ den ersten skelettierten Automatik-Chronographen vor. Einige Jahre zuvor, nämlich 1987, wurde die erste serienmäßige Regulator-Armbanduhr vorgestellt.
VII.
Nach dem 2. Weltkrieg avancierte Junghans zum größten Chronometer-Produzenten in Deutschland, nachdem man sich durch die Fokussierung auf qualitativ hochwertige Armbanduhren wieder einen guten Ruf erarbeiten wollte. Wenige Jahre später, 1956, wurde Junghans dann Opfer einer feindlichen Übernahme durch den in Nürnberg ansässigen Rüstungskonzern Diehl. Dieser verkaufte die Junghans Uhrensparte im Jahr 2000 an die „Egana Goldpfeil Holding“, die 2008 bereits in finanzielle Schwierigkeiten geriet und Junghans in die Insolvenz zwang. Ein Jahr später wurde Junghans vom Schramberger Unternehmer „Hans-Jochem Steim“ übernommen und wieder zu altem Glanz geführt.
VIII.
Das 2022 von Omega vorgestellte Kaliber 1932 wird häufig als das komplizierteste Omega Kaliber aller Zeiten bezeichnet. Das fast komplett aus insgesamt 46,44 Gramm massivem „Sedna Gold“ (wie Omega das eigens kreierte 18 Karat Roségold nennt) hergestellte Uhrwerk verfügt über eine Repetition, die die bisher abgelaufene Zeit der Stoppfunktion wiedergibt. Die Entwicklung dieser Komplikation erfolgte in Zusammenarbeit mit der ebenfalls zur Swatch Group gehörenden Marke Blancpain. Trotz zahlreicher spannender Features (etwa einem Magnetfeldschutz bis 15.000 Gauss, 60 Stunden Gangreserve und 36.000 Halbschwingungen / Stunde Unruhfrequenz) handelt es sich „nur“ um das komplizierteste Armbanduhren-Kaliber von Omega. Hinsichtlich der Komplexität reicht dieses Kaliber nicht an die „La Rose des Temps“ von 1984 heran.
IX.
Rolex ist üblicherweise nicht für besonders viele Limited Editions bekannt. Dennoch ist die teuerste Rolex überhaupt äußerst streng limitiert: nämlich auf gerade einmal zehn Stück weltweit. Die „Rolex GMT Master II Ice“ mit der Referenz 116769TBR besteht aus Weißgold, ist mit 2.281 Diamanten im Brillantschliff verziert und trägt 112 Diamanten im Baguetteschliff auf dem Zifferblatt. Das Gesamtkunstwerk kommt auf stolze 25,01 Karat und einen Preis von rund 450.000 Euro.
X.
Auch wenn Rolex und Omega heute Uhren anbieten, die extrem widerstandsfähig gegen Magnetfelder sind: Die erste wirklich magnetresistente Armbanduhr stammt von Tissot! Die „Antimagnétique“ wurde schon 1930 vorgestellt und produziert. Weiterhin nimmt Tissot für sich in Anspruch, 1953 mit der „Navigator“ den ersten „World Timer“, also eine Weltzeituhr, die alle 24 Zeitzonen der Erde gleichzeitig ablesbar machte, vorgestellt zu haben. Tatsächlich stammt die erste Weltzeituhr aber von Patek Philippe und wurde bereits rund 15 Jahre früher vorgestellt.